Arequipa liegt auf etwa 2300 Höhenmeter. Von hier geht es wieder hoch in die Anden. Die ersten zwei Tage fahren wir nur wenige Kilometer, um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen. Dennoch war es etwas zu schnell. Die zweite Nacht verbringen wir im Altiplano auf 4100 Metern Höhe. Steppe und ein paar grasende Vicunas. Nach der lauten Stadt müssen wir uns erst wieder an die absolute Stille gewöhnen. In der Nacht ist es eisekalt, aber wir sehen einen tollen Sternenhimmel. wir brauchen Mützen beim Schlafen, unser Trinkwasser friert ein und der nächste Tag beginnt mit Kopfschmerzen. Nur Elias ist fit, ihm scheint die Höhe nichts auszumachen. Der Bus springt trotz der eisigen Kälte sehr gut an - die Motorinspektion in Arequipa hat sich gelohnt. Nach weiteren 810 Höhenmetern ist der Patapampa-Pass erreicht - diesmal nicht im Schneckentempo...
Von hier aus geht es hinab in den Colca-Canyon. Eine der wichtigsten Landwirtschaftsgebiete Perus. Schon zu Zeiten der Inkas wurde auf den terrassierten Hängen Obst und Gemüse angebaut. Die geernteten Erträge wurden mit Lamakarawanen abtransportiert. 1931 wurde eine Flugpiste zur medizinischen Versorgung angelegt (sie dient heute als sehr breiter Strassenabschnitt und wir benutzten sie als Campingplatz). Seit 1975 gibt es eine Strassenverbindung in den Canyon. Der Colca-Canyon ist angeblich der tiefste Canyon der Welt, aber wohl nur, weil von den Spitzen der umgebenden 5000er gemessen wurde. Für uns eher eine Augenwischerei :-)
Die Menschen beackern ihre Felder noch per Hand und auch das Korn wird noch per Hand gedroschen. Viele Bewohner sind noch in ihren ursprünglichen Trachten gekleidet. Kunstvoll mit der Nähmaschine bestickte Kleider. Grund genug den Menschen hier einmal eine Tracht aus (wir lügen etwas) Deutschland vorzustellen. Auch wenn es nicht so aussieht - die Menschen hier sind sehr freundlich. Nach kurzer Zeit kennt man uns in Chivay, die mit dem roten Bus und dem blonden Jungen. Kinder sind hier überhaupt sehr willkommen. Ganz anders als in Deutschland haben hier Kinder grundsätzlich freien Eintritt (was wir im Thermalbad genossen) und freie Fahrt in Bussen. Ist ja auch klar, denn Kinder können ja noch kein Geld erwirtschaften, sind aber für eine Gesellschaft unabdingbar wichtig. Sollte Deutschland mal darüber nachdenken...
Nach ein paar Tagen im Canyon fahren wir weiter Richtung Puno am Lago Titicaca. Hier gibt es die schwimmenden Inseln der Uro-Chulluni-Gemeinschaft (heute eher nur zu Touristenzwecken bewohnt, bzw. bewirtschaftet). Die Inseln und auch die Totora-Boote sind komplett aus Schilf gebaut. Man fühlt sich ein bischen wie auf der Kontiki-Expedition. Die Menschen lebten hier vom Fischfang, aber auch Teile des Schilfs sind essbar.
Kurz vor der Grenze zu Bolivien übernachten wir noch an einer alten Kultstätte. Angeblich das Tor zur vierten Dimension - wir haben es nicht aufbekommen :-) Rund herum tolle Felsformationen, die zum Klettern einladen. Auch hier sehr freundliche Menschen und interessierte Kinder. Sie bringen uns Wasser und Kräuter für Tees, schenken uns selbstgemalte Bilder und inspizieren ausgiebig den Bus. Eine Gruppe älterer Herren fällt über unsere Coca-Blätter her. Nach kurzer Zeit ist die Tüte leer und die Herren ziehen schmatzend weiter...
Die Grenze zu Bolivien ist schnell passiert. Wir sind die Einzigen und wie immer hat der Zollbeamte Probleme die Papiere auszufüllen. Leider gibt es diesmal nur eine Aufenthaltsgenehmigung für 30 Tage. Das scheint neu in Bolivein zu sein. Zwar kann man die Aufenthaltsgenehmigung problemlos verlängern, aber eben nur gegen Cash. 40 Kilometer hinter der Grenze liegen die Ruinen von Tiwanaku - angeblich die wichtigste präkolumbische Kulturstätte Südamerikas. Früher mal eine grosse Stadt von der heute fast nichts übrig geblieben ist. Fast die ganze Stadt wurde von späteren Kulturen als Baumaterial verwendet. Die 3 bis 4 stark verwitterten Reststeine sind heute Weltkulturerbe und kosten umgerechnet 8 Euro Eintritt. Lohnt sich nicht! Aber der Parkplatz ist gut für eine Übernachtung geeignet.
Am nächsten Tag geht es vollepulle nach La Paz. Nach 10 Monaten kehren wir hierher zurück. Gelassen geht es durch die Strassen mit dem hektischen Verkehr. Üble Gerüche steigen uns vertraut in die Nase. Für die nächsten Tage ziehen wir wieder im Hotel Calacoto ein. In unser geliebtes sonniges Zimmer 104. Man kennt uns noch und empfängt uns fast wie Familienmitglieder - lange genug waren wir ja auch hier. Und Elias verbringt die ersten Stunden nur vor dem Fernseher :-)
In eigener Sache: Hallo Helga P. Schön von Dir nach so langer Zeit wieder gehört zu haben. Dummerweise habe ich Deine eMail-Adresse vergeigt. Schreibe sie doch noch einmal kurz, dann gibt es auch eine lange Antwort ;-)
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