Die Grenze nach Ecuador hier in den Bergen ist sehr klein. Die Abfertigung geht schnell, aber auch hier leider nicht fehlerfrei. Beim Eintragen des Kennzeichens in das Zollpapier werden gleich mal 2 Buchstaben und 3 Ziffern vergessen. An was denkt man hier eigentlich während der Arbeit? Aber macht ja nichts, man hat ja Zeit! Weil wir Anfang diesen Jahres schon einmal 14 Tage in Ecuador waren, bekommen wir bei der zweiten Einreise nur noch 76 Tage Aufenthaltsgenemigung statt der sonst üblichen 90 Tage. Wenn wir länger bleiben wollen, müssen wir nach Quito zur Botschaft, um ein Visum zu beantragen.
Wir fahren Richtung Vilcabamba im Südosten von Ecuador. Hier sind die Anden deutlich grüner als im Norden und an den Strassenrändern liegt viel weniger Müll. Vilcabamba liegt im Tal der Hundertjährigen - so geht jedenfalls die Sage um. Einige rüstige Dorfbewohner behaupten hartnäckig sie seien schon über 80 Jahre alt, obwohl sie von uns auf maximal 45 geschätzt werden. Vielleicht ist es nur eine Idee, um den Tourismus zu fördern. Tatsache ist aber, das das Dorf absolut verschlafen ist. Hier passiert nicht wirklich viel. Vielleicht glaubt man deshalb nach 60 Jahren, das man schon 120 Jahre auf diesem Fleckchen Erde lebt.
Wir finden im grossen Garten des Casa Tinku einen hübschen Platz zum Campen. Das Haus erinnert uns ein bischen an Pipi Langstrumpf. Pferde stehen im Garten und Orangen und Avocados wachsen auf den Bäumen. Im ersten Stockwerk des Hauses eine gemütliche Bar mit abendlicher Live-Musik. In Vilcabamba gibt es nicht wirklich viel zu entdecken. Einige wenige Touristen schlagen die Zeit in den wenigen Lokalitäten tot, oder fragen sich, warum die hier hergestellte belgische Schokolade eben doch nicht schmeckt.
Der Dorfplatz und die drei Strassen drum herum sind in zwei Minuten angeschaut - danach ist Essig. Dann eben ins Internet. Ist aber auch Fehlanzeige - sin connecion! Das einzige was hier in Bewegung ist sind die Grundstückspreise. Astronomisch hoch verglichen mit dem Rest von Ecuador - und das für ein Tal ohne Ausblick. Für lebensverlängernde Massnahmen wird eben heutzutage sehr viel Geld ausgegeben :-) So waschen wir tagsüber unsere Klamotten und reinigen den Bus und geniessen abends die Konzerte in der Bar des Hauses. Das ist wirklich eine Bereicherung für Vilcabamba.
Nach ein paar Tagen geht es weiter ganz Richtung Norden nach Otavalo. Eine Region von Ecuador, die wir beim letzten Aufenthalt noch nicht gesehen haben. Stundenlang gurken wir durch die Anden ohne richtig vorwärts zu kommen. Die Strassen sind übersäht mit Schlaglöchern und in den Städten fehlt oftmals ein Gullideckel. Fahren hier ist reine Konzentrationssache.
Noch einmal geniessen wir den Aufenthalt in Cuenca mit seinen sauberen und schönen Plätzen. Noch einmal quälen wir uns durch den Moloch Quito und verlieren uns im Breufsverkehr auf unausgeschilderten Strassen. Leichte Beute für unterbezahlte Polizeibeamte, die natürlich immer etwas auffälliges sehen wenn sie Geld brauchen. Das hintere Kennzeichen sei abgedeckt und geblinkt hätten wir auch nicht. Die Papiere werden kontrolliert und man verlangt eine Multa von 'ixe Dollar. Zum Thema Blinken können wir den Polizisten nur empfehlen die Sonnenbrillen abzusetzen. Und das mit dem abgedeckten Kennzeichen sei mit dem Zoll bei der Einreise abgeklärt worden - dafür haben wir ja auch ein Zollpapier bekommen. Capito! Wir ziehen dem Beamten unsere Papiere wieder aus der Hand, beschweren uns noch einmal über die schlechte Ausschilderung und befinden uns vollepulle wieder im Verkehr. Easy hier in Ecuador.
Am selben Abend erreichen wir Otavalo. In der gesamten Stadt findet immer Samstags ein grosser indigener Markt statt. Tausende Händler strömen schon am Vortag in die Stadt. Die Frauen sind in traditionellen Kostümen gekleidet und mit Goldkettchen behängt. D.h. bei genauerem Hinsehen sind es eigentlich Ketten aus Glasperlen, die von innen vergoldet sind - so etwa wie deutsche Christbaumkugeln, nur eben viel kleiner und auf eine Kette gezogen. Alles eben mehr Schein als Sein. Sicher findet man auf jedem Markt etwas Einmaliges, aber eben auch viel Gleiches. Und da sich die Verkäufer auf dem Markt nur gegen Dollars fotografieren lassen ist dieser Markt auch nicht besser als andere Märkte in Südamerika. Die gleichen Kartoffeln, die gleichen Tomaten, die gleichen Bohnen, die gleichen Decken, die gleichen Tücher - nur eben anders aussehende Verkäufer und hier in Ecuador einfach teurer.
Entschädigt für den eher enttäuschenden Markt werden wir durch die freundliche Atmosphäre im Hostal Chasqui mit einem tollen Ausblick über ganz Otavalo. Hier treffen wir die beiden österreichischen Musiker von Luna Y Sol und verbringen verdamt lange und schöne Abende am Kaminfeuer. Und wir bleiben wieder einmal länger, als wir geplant hatten...
Von Otavalo geht es wieder an die Küste, diesmal der Küstenabschnitt im Norden des Landes. Es ist Regenzeit und hier regnet es tatsächlich auch immer mal wieder. Feuchtes und heisses Urwaldklima mit tausenden von Moskitos. Das Meer ist braun gefärbt vom mitgerissenen Schlamm der einmündenden Flüsse. Hier leben überdurchschnittlich viele Schwarze - Nachkommen ehemaliger Sklaven aus Afrika. Es ist fast wie in einer anderen Welt. Eigentlich interessant ein paar Tage zu bleiben, aber das Klima und die vielen Moskitos treiben uns weiter Richtung Süden...
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