zurück... weiter...

Der Norden von Uruguay


"Der Bus macht Pipi" lacht uns Elias entgegen. Tatsache! Das Wasser läuft an der Wagenheberaufnahme aus dem Bus, obwohl es gar nicht so viel geregnet hat. Schnell wird klar, der Brauchwassertank hat sich unbemerkt selbst durch den Schlauch entleert. Der Physiker nennt den Effekt "kommunizierende Röhren", der Wohnmobilist schlicht "Mist". Die Gepäckfächer stehen unter Wasser, "Schwarzfahrer" verlassen den Raum zwischen Bodenblech und Fussbodenbelag und krabbeln ins Freie. Wenigstens sind wir die los, aber es dauert lange bis der Bus wieder trocken ist.
Schnell noch die Lebensmittelvorräte auffüllen und ab geht's an die Grenze. Uns fällt gleich das grosse Schild ins Auge, auf dem die Einreise mit frischen Lebensmitteln untersagt ist. Na toll, wir haben diesmal nichts versteckt. Welche Fruchtfliege hat eigentlich einen Pass und stellt sich dann auch noch an der Abfertigungsschlange einer Grenze an? Scheint irgendwie nicht unser Tag zu sein...
Wir schieben unsere Pässe den argentinischen Grenzern entgegen. Heute ist es nicht wie sonst. Es dauert, dauert und dauert. Mehrere Grenzer werden zu Rate gezogen, man blättert in den Pässen und verschwindet schliesslich im Hinterzimmer. In der Schlange neben uns rumsen die Ausreisestempel in regelmässigen Abständen in die Pässe, in unserer Schlange hat mittlerweile jeder seinen Platz verlassen. Es dauert immer noch...

Nach einer ganzen Weile kommen drei Grenzer auf uns zu. Listo! Sie schieben uns die Pässe zurück. Am Schalter nebenan ist Uruguay. Ausfüll, ausfüll, rums! Ausfüll, ausfüll, rums! Ausfüll, ausfüll, nix rums! "Äh Senora, ihr Pass ist abgelaufen!" - "Echt?" Tatsache - noch in Argentinien ist Katrins Pass abgelaufen und keiner hat's gemerkt. Heut ist wirklich nicht unser Tag. "Un momentito!" Katrin geht zum Bus. Wühlt, durchsucht und schraubt. "Hinter welcher Abdeckung waren nochmal diese verdammten Ersatzpässe und was glauben die Grenzer verstecke ich wohl gerade hier im Bus?" Eine halbe Ewigkeit später kommt Katrin mit einem niegelnagelneuen Pass an den Schalter zurück. "Hier - ich bin nähmlich Agentin, da kann soetwas schnell mal passieren, wird aber nicht wieder vorkommen!"
Die verdutzte Grenzbeamtin geht noch mal zum argentinischen Schalter und zeigt auf uns. Es wird beraten und nach wieder einer Weile wird noch mal ein Ausreisestempel in diesen niegelnagelneuen Pass gestempelt. So reist man einmal ein und zweimal aus. Ausfüll, ausfüll, rums! Jetzt ist auch Katrin in Uruguay. Die Zollformalitäten für den Bus gehen dann wenigstens schnell.
Jetzt noch die Fruchtkontrolle. Diesmal haben wir kein sehr gutes Gefühl, nachdem an diesem Tag nichts zu klappen scheint. Aufgeregt fahren wir vor, öffnen die Türen vom Bus und... nichts passiert. Man bewundert den tollen Bus fragt ein bischen über die Reise und wünscht uns weiterhin gute Fahrt... Da haben wir richtig Glück gehabt, wenigstens einmal an diesem Tag.

Eine Bank in Norduruguay zu finden, ist dann mindestens genauso nervenaufreibend wie die Einreise - zumindestens in unserem Fall. Uruguay ist etwa halb so gross wie Deutschland, in Uruguay leben aber nur um die drei Millionen Einwohner. Dementsprechend leer sind die Städte und dementsprechend leer sind auch die Bankomaten. Findet man einen am Wochenende und hat die umständliche Menüführung endlich kapiert, bekommt man auf dem Display die höfliche Antwort "Versuchen sie es mit einem niedrigeren Betrag" zu lesen. Das kann dann sehr lange so gehen, bis man endlich umgerechnet 50 Euro in der Hand hält, die Finger blutig sind und man vier Euro fünfunddreissig Gebühren bezahlt hat. Zum Glück haben wir noch argentinische Peso und können uns so an einer Wechselstube mit etwas mehr Bargeld eindecken. Unweit der Stadt lassen wir den Tag am Steilufer über dem Rio Uruguay mit Blick auf Argentinien und der Frage "Was machen wir hier eigentlich?" ausklingen...

In den nächsten Tagen stellen wir schnell fest, das die Antwort auf diese Frage nicht so leicht ist. Stundenlang geht es durch langweilige Ebenen, die fast alle als Weidefläche genutzt werden. Darauf stehen langweilige Kühe und essen gelangweilt das Gras dieser langweiligen Wiesen.
Und immer wieder quert die Strasse einen Fluss. Nicht so schön klar wie in Argentinien. Nein, eine warme braune Brühe und es stellt sich schnell die Frage, ob die Kühe viel zur Wassertemperatur beitragen, oder ob es nur die Sonne ist, die erbarmungslos vom Himmel glüht. Mücken surren um das Wasser. Aber hier findet man fast immer einen Platz zum Campen, oftmals sogar unentgeldlich. Am Horizont zucken die ersten Blitze und schnell verdunkelt sich der Himmel. Gewitter und starker Regen sind in Uruguay fast an der Tagesordnung, das ist doch schon mal was!
Nach endlosen Kilometern kommen wir an die Küste. Fast alle Orte an der Küste sind verbaut, laut und hässlich. Wir haben sehr, sehr lange suchen müssen, um einen schönen und ruhigen Platz nach unserem Geschmack zu finden. Ja, es gibt noch einen schönen Ort ohne viel Tourismus - La Esmeralda. Hier feiern wir erst einmal den Geburtstag von Elias. Spät aber dennoch...

Schön sind die vielen alten Autos, die man in Uruguay noch auf den Strassen sieht. Je älter, desto weniger Steuern muss der Besitzer an den Staat zahlen. Die Abgasnorm interessiert hier nicht. Und das ist dann schon fast auch der einzige Grund, was Uruguay interessant macht...

...denn geht es um die Versorgung mit Lebensmitteln, ist Schluss mit lustig. Milch mit 0% Fett, Yogurt mit 0% Geschmack, Wurst mit 100% Desinfektionsmittelgeschmack, mehlige Äpfel und vergorene Ananas. Es gibt zwar viele Bäcker, aber keiner von ihnen hat sein Handwerk gelernt. Weissbrot, etwas anderes gibt es auch nicht, kann man fast nicht geniessen. Und die Restaurants in den Touriorten sind auch keine Alternative, hier gibt es Fastfood von der schlechtesten Sorte. Vielleicht sind wir in den letzten zwei Jahren zu sehr verwöhnt worden, vielleicht haben wir aber auch nur Heimweh. Dennoch treffen wir Menschen, die nach Uruguay ausgewandert sind. Wir können es zumindestens bis jetzt nicht verstehen...





Die folgenden Bilder können durch Anklicken vergrössert werden:

Ansprechendes Ambiente und klasse Service...
In Uruguay identifiziert man sich noch stärker über den Mate als in Argentinien. Zeig mir dein Trinkgefäss und sag mir welche Marke du trinkt und ich sag dir aus welcher Schicht du kommst...
Das ganze Leben ist ein Spiel...
Typischer Kiosk, 24 Stunden geöffnet...
Erster Preis beim Wettbewerb "Schöner Wohnen"...
Strassenszene in Chuy...
Super Wetter in Uruguay...
Ford hat mal schöne Autos gebaut...
Kurzer Schnack an der Wegeskreuzung. Ein 1971er aus Deutschland...
Nur die Blumen halten ihn noch zusammen. Der TÜV prüft hier nur die Bremsen, das Licht und ob ein Feuerlöscher vorhanden ist...
1951er Chevi. Je älter das Auto, desto weniger Steuern bezahlt man in Uruguay...
Geburtstagspizza vom Grill, gelingt gut...
...und schmeckt jung und alt...
Sinnvolle Beschäftigung in Uruguay...
Noch eine Geburtstagsüberraschung von Volker und Margot. So kann man das unterwegs machen - einfach mal den Geburtstag solange verschieben, bis man am Strand ist. Elias hat es nicht gemerkt...
Alte Autos sieht man wirklich sehr oft...
Er weiss wo es lang geht...
Es ist nicht immer nur einfach schön...
Der zuständige Bauingenieur wurde direkt nach der Einweihung gefeuert. Im dunkeln Fahren kann lebensgefährlich sein...
In den USA gibt es den elektrischen Stuhl in Uruguay die elektrische Dusche. Trotz mehrfachen Protests von Amnesty International wird sie noch in vielen Provinzen angewendet...
Uruguay importiert alles. Auch die Liebe! Sie kommt extra stark in Tüten aus Deutschland...
In den Dünen direkt am Strand...
Einer tankt, die anderen tragen die Verantwortung...
Hasta siempre comandante ("Che")...
Froschkönig am Strand...
Wer "BSE" hat legt sein Geld hier klug an...

zurück... weiter... © 2005 - 2099 · Frank-Ivo Schulz · www.vollepulle.net