Die ersten Wale direkt von der Strandpromenade aus zu sehen beeindruckt uns schon sehr. Irgendwo zwischen Ufen und Horizont die Fontäne eines ausblasenden Wals. Sie sind da, diesmal haben wir Glück. Schnell machen wir noch einen Grosseinkauf, bunkern Wasser und ab gehts zum Playa Doradillo, etwa 15 Kilometer auserhalb der Stadt. Hier kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus - die Wale schwimmen wirklich wenige Meter vom Ufer entfernt entlang.
Wie U-Boote tauchen sie immer wieder aus dem Nichts auf und blasen fauchend aus. Schwanzflossen, so breit wie unser Bus lang ist, werden zur Kühlung minutenlang aus dem Wasser gehalten. Muttertiere schwimmen mit ihren Kälbern auf und ab. Manchmal tauchen sie ab, heben ihre Jungen hoch, damit diese wieder ins Wasser rutschen können. Wir parken unser "Wallokal" direkt am Strand und können während den Malzeiten aus dem Fenster zuschauen. Immer wieder springen diese, bis zu 35 Tonnen schweren, Tiere aus dem Wasser und krachen mit einem lauten Knall zurück.
An manchen Tagen ist es windstill, dann ist besonders viel los. Wie zum Sonnenbaden drehen sich die Wale auf den Rücken und dümpeln vor sich hin. Andere schlagen immer wieder mit ihren Flossen gelangweilt und laut auf die Wasseroberfläche. Hier in der Bucht bei Puerto Madryn werden die Jungen geboren und gesäugt. 3,5 Zentimeter wachsen die Kleinen am Tag, mehr als unser vollgepackter Bus wiegt. Auch in der Nacht können wir das fauchende Ausblasen direkt an unserem Bus hören. Fast schon ein unheimlich, es erinnert uns ein wenig an den Film Jurassic-Park.
Und nach der Geburt ist natürlich wieder die Paarung angesagt. Das Fauchen beim Ausblasen entartet dann zu einem tiefen Röhren ähnlich einer Schiffshupe im dichten Nebel. Mehrere Walbullen kreisen das Weibchen ein, streicheln es mit ihren Flossen, bis letztlich jeder mal zum Zug gekommen ist. So ist das eben bei den Walen...
Nach ein paar Tagen machen wir einen Ausflug nach Punta Pardelas auf der Halbinsel Valdes. Hier kann man auch frei am Strand stehen, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Neben riesigen Action-Mobilen, so teuer wie ein Einfamilienhaus, wirkt unser rostiger Bus ein wenig deplaziert.
Tagsüber fachsimpelt man hier über die wichtigsten Kenndaten der Autos, während im Hintergrund die Wale unbeachtet versuchen auf sich aufmerksam zu machen. Wer zum Einkaufen oder Wassertanken fährt, reserviert seinen Platz mit einem Campingtisch. So weit ist es also auch schon hier gekommen...
Eines Morgens weckt uns Elias aufgeregt. Unbemerkt hat sich dieser Schlingel die Angel geschnappt und noch dazu einen Wal an Land gezogen - so behauptet er jedenfalls. Tatsächlich, das Ding lag am Strand.
Inwieweit haften Eltern eigentlich für ihre Kinder? Und was sollten wir tun? Das Ding ist tonnenschwer, vertuschen ging nicht. Nicht mal seine Zunge hätte in unseren Kühlschrank gepasst. Nach zwei Sonnentagen fängt der tote Wal an zu gasen, man kann ein permanentes blubbern hören. Zum Glück nimmt ihn die nächste Flut mit....
Nach 3 Wochen ist die Walveranstaltung beendet, die Tiere sind ins offene Meer verschwunden. Neben den Walen haben wir hier auch viele Reisende wiedergetroffen, oder neu kennengelernt. So auch die begeisterte Leserin Susanne, die uns eines Morgens völlig unerwartet am Bus begrüsste. Sachen gibts...
Wir hatten eine schöne Zeit und können es jeden empfehlen sich hier im Oktober die Wale anzusehen.
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