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Buenos Aires


Es könnte genauso gut der Beginn der Reise sein - der selbe Platz (Plaza Congreso), die gleichen Gebäude und "fast" die gleichen Menschen. Wir fühlen uns fast wie vor zweieinhalb Jahren, nur ein wenig gealtert. Ansonsten ist es die gleiche Atmosphäre, die dieser Platz ausstrahlt. Das Zentrum Argentiniens, denn von hier aus werden alle Entfernungen gemessen. Das Kinderkarussel dreht sich immer noch an der selben Stelle, nur Elias passt nicht mehr so gut in die kleinen Autos. Und unser geliebtes "Cafe Plaza Congreso" gibt es auch noch, mit dem gleichen leckeren Essen und fast zu den gleichen Preisen. Fast, weil gerade der Dollar in den Keller gerauscht ist, ansonsten wäre es hier um einiges teurer geworden. Gleich am ersten abend geniessen wir die wundervolle Stimmung in der lauen Spätsommernacht...

Am nächsten Tag stürzen wir uns in den Rummel. Buenos Aires ist weit mehr als nur eine Stadt, Buenos Aires ist eine Metropole. Es gibt so viel zu sehen und man weiss gar nicht was man alles als besonders toll erwähnen soll. Cafes mit so leckerem Kuchen, dass man schon vom Hinschauen zunimmt. Tortilla-Stände, Fussgängerzonen, Geschäfte und Restaurants und und und. Der alte Hafen wurde zu einem Wohn- und Restaurantviertel umgebaut, die alten Lagerhäuser erinnern ein wenig an Hamburg. Und dann gibt es in Buenos Aires noch die angeblich breiteste Strasse der Welt. Die 22 Fahrspuren haben uns schon 2005 beeindruckt, aber diesmal wollten wir mehr sehen.

Im Jahr 2005 hatten wir noch keine nennenswerten Sprachkenntnisse in Spanisch, doch jetzt haben wir dazu gelernt. Wir schieben uns durch die eleganten Drehtüren des nobelsten Hotels an dieser riesigen Strasse. Drinnen Marmor, Leuchter und jede Menge Personal. Die ersten 20 Meter legen wir ungehindert zurück, dann schneidet uns ein Security-Mann diskret den Weg ab. Fast 2 Meter Lebensgrösse, dunkler Anzug und technisch mit der Zentrale in Verbindung - das sieht man an der Elektronik im Gehörgang. Katrin fragt, ob wir aus dem obersten Stockwerk ein Foto machen können. Die Antwort war klar: das geht aus sicherheitstechnischen Gründen nicht. Leuchtet uns ein, denn wir wirken im Vergleich zu den übrigen Gästen vollkommen underdressed. Wir können es vielleicht verstehen, wollen es aber nicht akzeptieren...

Ich erinnere mich an den alten Firmenausweis in meinem Rucksack und erkäre dem Herren im dunklen Anzug, dass ich für ein sehr grosses deutsches Unternehmen eine Örtlichkeit für ein Event suche. Mein Chef erwarte luxuriöse Räumlichkeiten und gediegenes Ambiente. Andere Hotels in dieser Stadt könnten dies nicht bieten und ich brauche 50 Einzelzimmer und die zugehörigen Salons und die natürlich mit Balkon und das Ganze für fünf Tage. Der Security-Mann deutet auf ein Telefon, dort sollte ich den Vertrieb anrufen. Okay, mach ich dann... Wir schlendern zum Telefon und Elias rollert mit dem Roller nebenher. Auf Marmor fährt sich das Ding super...

Vor dem Abheben des Telefonhörers drehe ich mich noch mal zum Security-Mann um. Durch Handzeichen versuche ich mich zu vergewissern, ob es der richtige Apparat sei. Er nickt, bedeutet mir aber per Handzeichen noch nicht abzuheben. Offensichtlich hat er die Hosen schon voll. Einen einfachen Touristen in kurzen Hosen und T-Shirt nach draussen zu befördern ist simpel. Was aber wenn es sich bei mir doch um einen Event-Manager handelt? Wer ist dann schneller draussen vor der Tür - ich oder er? Für den Security-Mann sicher keine leichte Entscheidung, aber 2 Minuten später stehen wir im 18 Stock auf dem Balkon und geniessen die Aussicht auf die Hauptschlagader von Buenos Aires. Katrin schiesst professionell die Fotos und ich frage den uns zur Seite gestellten Aufpasser belanglose technische Details: Restaurant, angeschlossene Medien, Escortservice und und und...

Beim Herunterfahren verabschieden wir uns freundlich - ne, das Ding ist ne Nummer zu klein für unsere Firma, trotzdem schönen Dank :-) In einer halben Umdrehung spuckt uns die Drehtür wieder zurück auf die Strasse zurück in die Realität. Vor zweieinhalb Jahren hätten wir das noch nicht hinbekommen...
Und auf der Strasse sind die Eindrücke auch viel lebendiger. Die letzten Stunden verbringen wir essend, probierend, essend, trinkend, schauend, essend und probierend :-)

Kurz, wir geniessen in dieser Metropole noch einmal das Leben in vollen Zügen. Es ist warm und toll und das macht den Abschied aus Südamerika nicht gerade leicht. Was werden wir alles vermissen, was wird uns nun in Deutschland erwarten. Wie schön war es immer wieder neue Eindrücke zu haben, kein Tag glich dem anderen! Die Gedankenblitze jetzt kurz vor dem Abflug in Worte zu fassen ist nicht leicht - der Kopf ist voll davon. Nur eines ist momentan ganz klar - wir wechseln jetzt den Kontinent...

Wie ist das Zurückkommen, hat man in Deutschland wieder eine Chance auf einen neuen Job, wie werden wir mit all den Erfahrungen unser Leben gestalten, welche Alternativen gibt es, wie wird der Bus neu ausgebaut, welcher Kontinent kommt jetzt dran...
Fragen über Fragen. Die Antworten gibt es hier. Schöne Osterfeiertage für alle und "Hasta pronto"... Letzter Aufruf für Flug AF 415...





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Strassenszene...
Strassenszene...
Strassenszene...
Armut und Reichtum liegen nahe beieinander...
Werbung überall...
Häuserschluchten...
Strassenszene...
Veredelung der Mate-Becher...
Perfekter Rock auf der Strasse (Hörprobe gibt es bald)...
An solchen Kiosken gibt es den "Atlas de Rutas"...
Am Hafen, ein hochmodernes neues Areal...
Die angeblich breiteste Strasse der Welt aus Augenhöhe...
Hunde lässt man ausführen...
Nachtszene...

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